Apr. 15 2014
Lightner Museum St. Augustine
Gegenüber dem Flagler College liegt das Lighnter Museum und das ist mir unbedingt einen extra Bericht wert. Auch dieses Gebäude wurde von Henry M. Flagler als Nobelherberge „Alcazar Hotel“ erbaut, das jedoch während der Depression 1930 Pleite ging. Heute ist in dem weitläufigen Gebäude die Sammlung des Verlegers Otto Lightner („Hobby“ Magazin, kennt das noch jemand?) untergebracht. Er hat das leerstehende Hotel 1948 wohl sehr günstig ($150.000) erworben. Eine unglaubliche Anzahl von Exponaten, die Otto Lightner während der großen Depression zusammengekauft hat, aber auch große Teile der Hotelausstattung ist hier über mehrere Etagen ausgestellt.
Man kann u.a. Mineralien, seltene ausgestopfte Tiere (einen Löwen, mehrere Alligatoren, Schildkröten et c.) bewundern. Ein Schild aus Rhinozeroshaut ist zu sehen, wie auch der ausgestopfter Löwe, der Winston Churchill gehörte. Sogar die Mumie eines ägyptischen Kindes ist hier. In einem ganz unscheinbaren Glasvitrinchen ist ein echter Schrumpfkopf ausgestellt. Schrumpfköpfe waren die Siegestrophäen der südamerikanischen Jivaro Indianer. Die Kopfhaut wurde im Ganzen vom Schädel abgezogen und solange gekocht, bis er nur noch 1/3 seiner ursprünglichen Größe hatte. Dann wurden im Inneren des Kopfes erhitzte Steine gerollt, bis der Schrumpfprozess abgeschlossen war. Zum Schluss wurde der Kopf noch über ein Feuer gehängt um ihn durch trocknen und räuchern haltbar zu machen.
Schon mal was von einer „Morton-Wimshurst-Holst Influence Machine“ gehört? Ich auch nicht. Es soll eine Maschine zur Erzeugung statischer Elektrizität sein, die 1880 (!) zur Elektrotherapie in der medizinischen Abteilung des Hotels verwendet wurde, irgendwie sieht das Ding gruslig aus, Sachen gab’s… Bei den Mineralien findet sich unter vielen anderen Muscheln eine Giant Bear’s Paw Clamshell mit einer Größe von einem halben Meter. Diese Muschelgiganten können noch größer werden und locker bis zu einer halben Tonne wiegen. Das gibt ’ne Menge Clamchowder 🙂
Tausende Zigarrenbanderolen, Streichholzetiketten und Bierfilze aus aller Welt bilden riesige mosaikartike Bilder, alle möglichen Knöpfe, Stoffservietten, Bettwäsche, hunderte Gehstöcke mit allen erdenklichen Knäufen, ganze Kamerasammlungen aber auch Musikinstrumente, Rauchgerät und vieles, vieles mehr laden zum Erkunden ein.
Die 2. Etage beherbergt eine eigene Abteilung mit wertvollem Porzellan und Kristallglas. Auffällig ist, dass viele Exponate vom russischen Zaren zu stammen scheinen. Wie z.B. der mit Sockel ca. 2 m hohe Pokal aus Malachit und Gold. Aber auch ein „Badezimmer“ mit Dusche (unerhörter Luxus), Bidet und was sonst noch dazugehört sowie eine Gemeinschaftssauna ist zu bestaunen.
Der große Ballsaal im Obergeschoß dient heute als Ausstellungsraum für alle möglichen antiken Möbelstücke (auf dem Bild ist allerdings nur eine Hälfte des Saals zu sehen). Es finden sich Biedermeier Sekretäre, geschnitzte Möbel und Chaiselongues, jedes Sitzmöbel vom Horn-Sessel bis zum Thron und einem Sekretär von Louis Bonaparte (der Bruder…). Der Sekretär hat die Form einer klassischen Orgel. Er hat Schubladen, deren Perlmuttauszugknöpfe an die Auszüge einer Orgel erinnern und ist mit einer Uhr mit Orgelpfeifen ausgestattet.
Alles in allem ein großartiges Erlebnis und in gewisser Weise eine Zeitreise in eine Vergangenheit, in der Wenige oftmals durch Sklaverei und Ausbeutung unglaubliche Reichtümer angehäuft haben.