Typen… am Daytona Fleamarket

 

Über Fleamarkets an sich habe ich ja schon geschrieben und hier geht es nach dem Motto „kennst du einen, kennst du alle“. Nein, das (für mich) Interessante an diesen Märkten sind die Menschen, die hier verkaufen.

Man kann stundenlang über das Gelände schlendern und sich treiben lassen. Mit über 1000 Ständen ist der in Daytona wohl einer der größten Märkte dieser Art. Es handelt sich um einfache, lange Hallen, gerade zwei Garagen und ein Durchgang breit in dessen Mitte sich auch nochmal Stand an Stand reiht. Jeder Stand hat vielleicht 6 – 8 qm Grundfläche, der Grundriss des Marktes ist ein längliches Raster mit „Strassenbezeichnungen“ wie „Mainroad c south“ usw.

Egal wie ausgeklügelt mein Wanderplan ist, ich verlaufe mich trotzdem immer wieder. Spielt aber eigentlich keine Rolle, irgendwann kommt man auch immer wieder an den Ausgangspunkt zurück. Da die Hallen nicht geschlossen sind, gibt es auch keine Aircondition. Aber der Wind geht durch und an den Decken hängen alle paar Meter riesige Fans mit vorgeschalteten Wasserneblern, so dass man immer einen kühlenden Wassernebel abbekommt, was sehr angenehm ist. Es ist ratsam früh hinzugehen, denn obwohl wirklich ausreichend Parkraum vorhanden ist, kann es in den Gängen schon mal eng werden.

Der Stand von „Guitar Stan“ mit vielen Gitarren und Ukulelen hat mich interessiert, also bin ich stehengeblieben. Worauf Guitar Stan sogleich diensteifrig zu mir kam, ob er mir wohl helfen könne. Ich habe ihm gesagt, dass Gitarre nicht so mein Instrument ist aber das hat ihn nicht gestört. Er mir erzählt, dass er das Gitarrenbauen von seinem Vater und der wiederum von seinem Vater gelernt hat. Stolz meinte er, dass die Ukulele, die Marylin Monroe in dem Film „Some like it hot“ gespielt hat, von seinem Vater gemacht war. Als alter Skeptiker zweifle ich (innerlich), aber natürlich kann die Story auch stimmen. Am Schluss konnte er sich einen letzten Versuch, doch noch ins Geschäft zu kommen, nicht verbeissen und hat mir in Angebot für eine Ukulele gemacht, dass ich wirklich nicht ablehnen könne. Mein Hinweis, dass ich im Flieger nur begrenztes Gepäck hätte, tat er schulterzuckend ab und meinte „just keep it in your pocket, it’s small, it’ll fit“ ha ha…

Nach einer weiteren Runde vorbei an Ständen mit Bongs, altem Glas und Porzellan, tonnenweise China-Schrott, aber auch Lädchen mit hunderten ausgefallenen scharfen Soßen, unzählige T-Shirt Stände und Lederklamotten für Biker, traf ich auf „Gatordile Acee“.

Alligatorskin ganzer Alligatoren, Köpfe in fast jeder Größe, Klauen und Alligator Jerky (getrocknetes und gewürztes Alligatorfleisch) waren an seinem Stand zu bekommen. Die Haut eines ganzen Tieres kostet ca. $ 400,00 ein präparierter Kopf mittlerer Größe (ca. 30 cm lang) um die $ 80,00. Acee hat Stein und Bein geschworen, dass er die Tiere alle selbst und ohne Hilfsmittel „gewrestlet“ und erledigt hat. Na ja, seinen fehlenden Fingern nach kann das schon stimmen. Wobei Alligatoren hier in Florida nicht mehr geschützt sind, denn sie sind wirklich überall (hatte ich das schon erwähnt 😉 ? Fotografieren lassen wollte sich Acee nicht, „don’t wanna end up in f…ing f…book… hate that crap“ hat er nur gebrummt.

Dann war da noch Momma Cat an ihrem BBQ Saucen Stand. Wir konnten einfach nicht vorbei. Momma Cat ist ca. 55 Jahre alt und eine ansteckend fröhliche Nudel, der eine nicht minder fröhliche Demetria „Mimi“ Harrison am Stand beim Verkauf hilft. Momma Cat erzählt uns unter viel Gekicher, dass ihre BBQ Sauce ihr „Geheimrezept“ sei, und sie in Kansas / Missouri ein kreolisches Slow-food Restaurant gehabt hat. Das habe sie nach 15 Jahren verkauft, weil sie ein Tramp sei, der es nirgends länger aushält. Nun ist sie hier gelandet und versucht Geld für ein neues Restaurant zu verdienen. Ihre Sauce beschreibt sie mit deutlichem Akzent so: „Mo‘ hotta, mo‘ betta“

Mimi, die ihr hilft ist tatsächlich eine Schriftstellerin und das wohl ziemlich erfolgreich. Ich fragte sie welche Art Bücher sie schreibt und sie meinte garnicht schüchtern: „well babe, quite raunchy stories though…“ was soviel heisst wie „ziemlich schlüpfrige“ oder „anzügliche Geschichten“. Sie hat auch gleich zwei ihrer Werke unter dem Tisch herauzsgezogen und uns gezeigt. „they sell like fresh donuts“ grinst sie. Das kann ich mir gut vorstellen, diese Art Softpornos (meine Einschätzung) gehen bestimmt gut. Aber nichtsdestotrotz waren das die zwei fröhlichsten Leute, die ich getroffen habe. Sie haben uns nicht gehen lassen ohne sich mit uns zu fotografieren und uns eine Flasche von Momma Cat’s BBQ Sauce „complimentary“ einzupacken.

Gekauft haben wir insgesamt nichts, aber der Besuch hat sich trotzdem mehr als gelohnt.

Flea Market Street Sign

Flea Market Street Sign

Map

Map

Avon Shack

Avon Shack

Signs

Signs

Gunshop

Gunshop

Glass

Glass

Smoke

Smoke

Bong

Bong

Shisha

Shisha

Guitar Stan

Guitar Stan

Hot Sauce

Hot Sauce

Gator Heads

Gatorheads

Gatorheads and Paws

Gatorheads and Paws

Momma Cat and Mimi

Mimi and Momma Cat

Marylin plays Ukulele