Mai 18 2014
Florida Keys, Part 1
Der erzählerisch richtigen Folge nach, ist mein Sohn gut am Orlando intl. Airport angekommen, wo ich ihn abends um 09:00 abgeholt habe. Zum ersten mal alleine geflogen, ist alles sehr gut gelaufen, der Flug war ruhig und ereignislos – Mom und Dad sind happy 🙂 . Er wird 14 Tage mit mir verbringen und wir versuchen, eine gute Mischung aus Strand, Kultur und Entertainment zu finden, hauptsächlich richte ich mich aber nach seinen Wünschen. Er wollte u.a. zunächst gerne nach Key West, wohin wir dann zwei Tage später auch aufgebrochen sind.
405 Meilen sind zu fahren, möchte man von New Smyrna Beach nach Key West. 405 sehr unterschiedliche Meilen die man grob in drei Teilstrecken sehen kann. Die Strecke von NSB bis ca. Port Malabar ist relativ ruhig und landschaftlich (noch) in Ordnung. Ab Port Malabar bis hinter Homestead fährt man am Besten schnellstmöglich durch – ausser man mag dichtbebaute suburbs, geschmeichelt gesagt „regen Verkehr“, eine Mall nach der anderen und natürlich den Großraum Miami (der Name kommt von den Mayaimi Indianern die am Lake Okeechobee lebten und bedeutet soviel wie „großes Wasser“) mit allem positivem und negativem was eine Großstadt halt so bietet. Miami wird zudem die „Hauptstadt Lateinamerikas“ genannt – man kann sich denken weshalb. Spanisch ist allgegenwärtig, Englisch fast eine Fremdsprache. Aber – so oft ich schon in Florida war, war ich trotzdem nie in Miami, hatte bisher nicht den Wunsch und bin daher auch diesmal (gezwungenermaßen) durchgefahren.
Hinter Homestead endet der Ernst des Lebens und die Keys fangen durch den US Highway 1 an mit Key Largo. Berühmt geworden durch den Film „Gangster in Key Largo“ mit Humphrey Bogart, Lauren Bacall und Edward G. Robinson, ist Key Largo heute einer der Keys wo wohl fast jeder durchfährt. Ausser man möchte in den „John Pennekamp State Park“, dem ersten Unterwasser State Park der USA. Man kann dort allen Arten von Wassersport frönen, sich Taucher- oder Schnorchelausrüstung mieten, campen und Bootsausflüge machen.
Wir waren nicht dort, wir sind weitergefahren denn unser Ziel war zunächst Marathon Key wo wir eine Übernachtung gebucht hatten. Die Fahrt über die Keys und die vielen Brücken ist fast das Beste an dem ganzen Trip. Man hat immer wieder traumhafte Aus- und Überblicke über die flachen Wasser der Keys, die eine fast unwirkliche grüne Tönung haben. Leider, leider kann man nur selten anhalten um zu fotografieren. Die schönsten Rundblicke bieten die Bogenscheitel der zahlreichen Brücken, aber selbstverständlich kann und darf man hier keinesfalls anhalten, grrrrr.
Diverse Teilstücke der Flagler Eisenbahnlinie (Baubeginn ab Homestead 1904), die sukzessive von St. Augustine bis Key West von Henry M. Flagler, dem Gründer von „Standard Oil“ ausgebaut wurde, sind noch als Ruinen erhalten. Sie verlaufen größtenteils parallel zum heutigen US Highway 1 (Overseas Highway), bzw. bilden teilweise sogar dessen Fundament. Die Trasse wurde bei einem Hurricane 1935 über 65 Meilen zerstört. Die noch bestehenden Trassenteile sind teilweise ganz gesperrt, werden aber auch – wo erlaubt – rege von Anglern, Joggern und Spaziergängern genutzt.
Auf Marathon haben wir gegen 03:00pm unser Motel angefahren und unser Gepäck im Zimmer verstaut, um schnellstens nach Key West weiterzufahren. Das Zimmer war eher ein Apartment, mit zwei queensize Doppelbetten, einer voll eingerichteten Küche und einem großen Bad. Free highspeed WiFi ist fast schon Standard. Für das Motelzimmer habe ich $145,00 bezahlt, was für die Keys noch einigermaßen günstig ist. Ursprünglich wollten wir ja in Key West übernachten, aber unter $250,00 ist da nichts Vernünftiges zu bekommen. Die Zimmersuche dort ist trotz Internet eher mühselig und zeitraubend, vermieten doch sehr viele Motels / Hotels nur an „Erwachsene“, haben „optional clothing“ pools oder schreiben ganz offen „gay / lesbian only“ an die Tür. Nichts dagegen einzuwenden, aber ich bin allein mit meinem 17-jährigen Sohn unterwegs und möchte hier keine falschen Eindrücke erwecken.
Unmittelbar hinter Marathon Key, ab Knight Key streckt sich die 7-mile Bridge bis zum Little Duck Key. Ein sehr großer Teil dieser Brücke wird parallel von noch erhaltenen Resten der Flagler Trasse (Old Bahia Honda Bridge) begleitet. Ich weiss nicht, wie die Leute da rüberkommen, aber mit dem Auto geht es nicht. Wahrscheinlich Bootstouristen. Das wäre übrigens die einzige Art Urlaub, die ich mir für mich auf den Keys vorstellen könnte. Ein Kajütboot mit Schlafplätzen, allem nötigen Equipment, und schon könnte man wochenlang zwischen all‘ den schönen und unbewohnten Keys in dem fantastischen Wasser herumschippern und Pirat spielen… 😉
Bahia Honda Key mit seiner großen Lagune verführt mit seinem schönen State Park (den wir uns für den Rückweg aufgehoben haben) zum Verweilen, ausserdem gibt’s endlich mal eine Parkmöglichkeit zum Fotografieren – wenn nicht, so wie bei mir, eine Horde Japaner (oder Chinesen, wer weiss das schon) durchs Motiv stolpern würden als wären sie alleine hier. Die Mädchen brachten es tatsächlich fertig, pausenlos plappernd mit dem „smart“phone am Ohr und unter hysterischem Gekreische über die Felsen im Wasser zu staksen. Ich habe mit schussbereiter Kamera auf das fast Unvermeidliche gewartet, aber leider taten sie mir nicht den Gefallen 😉 . Man hat aber trotzdem einen guten Blickwinkel auf die Old Bahia Honda Bridge und kann eine entspannte Pause einlegen.
Ungezählte Inseln und winzigste Inselchen weiter erreicht man schliesslich das Ziel aller Bemühungen – Key West. Welches den Touristen mit einem heillosen Verkehrschaos, endlosen Baustellen und einer gefühlten halben Milliarde Menschen empfängt. Hat man sich dann endlich zum Stadtkern, der Duval-, Whitestreet und Truman Ave. durchlaviert, muss man sich einen (kostenpflichtigen) Parkplatz (1,5 Stunden $3,00) suchen, was überraschend einfach war und kann dann losziehen. Wir wollten zum „Southernmost Point of the Continental USA“, wo ein großer Betonpoller steht und der natürlich ein sehr beliebtes Fotomotiv ist. Tja, da stehen dann die Menschen für ein Foto Schlange, was aber wir nicht taten. An diesem Tag sind wir noch kurz am Hemingway Home vorbei, das um 17:00 schliesst, waren noch in einer Galerie und haben uns sehr nett mit der Besitzerin unterhalten, sind dann entsprechend geschafft nach Marathon zurückgefahren um am nächsten Morgen die ersten am Southernmost Point zu sein… ob das geklappt hat – stay tuned!