Mai 13 2014
Wakulla Springs – Steinhatchee
Es war hier in Wakulla Springs, dem Schauplatz der ersten Tarzanfilme, wo der alte Johnny „Tarzan“ Weissmüller die Dschungelbewohner mit seinen markerschütternden Schreien zu Tode erschrak und wo er seine Jane mit der coolen Anmache „ich Tarzan, du Jane“ rumgekriegt hat. Die Legende geht, dass er noch im Altersheim dem Pflegepersonal und seinen Mitbewohnern frühmorgens mit seinem infernalischen Gebrüll den Nerv getötet hat. Es war aber auch hier, wo ich meine „nennt mich Crocodile Dundee“ Meriten erhielt 🙂 . Aber der Reihe nach.
Über die Ochlockonee Bay und die 98 / 30 bin ich nach nur 25 Meilen im Edward Ball Wakulla Springs State Park angekommen. Dieser Park hat eine der größten und tiefsten Frischwasserquellen der Welt und ist nicht zuletzt aus den oben genannten Gründen wohl einer der berühmtesten in Florida. Dementsprechend stark frequentiert ist er auch. Am Tag als ich hinkam, war z.B. eine größere Gruppe Baptisten da, die einige Mitglieder getauft haben. Ich habe gelernt, dass Baptisten das tun, indem sie die Täuflinge (sagt man so, oder „die zu Taufenden“?) komplett untertauchen, was hier im warmen Quellwasser natürlich besonders gut und einfach geht. Zudem müssen die zu Taufenden den Glauben verstanden haben, was natürlich ein gewisses Alter voraussetzt. Um möglichst ungestört zu sein fanden die Taufen jedoch verständlicherweise in einem abgelegenen Teil des Parks statt.
Ich habe mich auf den Weg in den Park gemacht, bin am Parkplatz ein paar Tauchern begegnet, die sich bei der Affenhitze in ihre Neoprenanzüge gequält haben – schon habe ich sie nicht mehr beneidet. Der Park selbst ist sehr schön, hiking trails verschiedener Schwierigkeitsstufen bieten sich zum wandern oder spazieren gehen an. Ich habe aus persönlichen Gründen eine relativ kurze Strecke gewählt. Man geht durch einen holzbeplankten Weg an der alten, 1937 von Finanzier Edward Ball gebauten und heute noch ganzjährig geöffneten Wakulla Springs Lodge vorbei auf geführtem Weg zur Quelle. Ich habe mich etwas abseits gehalten, weil am Anleger an der Quelle einige Leute auf eine Fahrt mit dem Glasbodenboot warteten.
Wenn man den Anleger rechts liegen lässt, kommt man durch ein Waldstück an eine relativ einsame Stelle mit einem etwa 6 Meter hohen Aussichtsturm. Das war mein Ziel. Kurz vor dem Turm an einer leicht abschüssigen Stelle, ca. 3 m von mir entfernt sah ich eine Bewegung im Augenwinkel. Irgendwie traute ich meinen Augen nicht, da lag, 2 m von mir entfernt in der Morgensonne ein ca. 2,50 großer Alligator. Na toll. Ich habe schnell überlegt, welchen Fuß ich ihm freiwillig überlassen soll und bin langsam weitergegangen. Er hat mich zwar mit den Augen verfolgt, aber anscheinend hatte er schon gefrühstückt, denn er hat sich nicht bewegt. Auf dem Turm habe ich dann einen schönen Teil der Quelle überblickt, die dort wegen der Tannine 😉 ein relativ braunes Wasser führt. Aber eigentlich habe ich mehr auf den Gator geschaut und was er wohl macht. Nun ja, irgendwann musste ich ja zurück, also warum nicht gleich. Aber, anscheinend hat er meine natürliche Oberhand gespürt und sich respektvoll ferngehalten. Oder so. 🙂
Der Rest ist schnell erzählt, ich bin zurück zum Auto und ins ca. 80 Meilen entfernte Steinhatchee gefahren. Steinhatchee wurde mir empfohlen weil es eine von Crackern gegründete Siedlung sein sollte, die noch heute ziemlich abseits und sozusagen „unentdeckt“ wäre. Lediglich Fischer und Sportangler sollte es in der „charmanten alten Stadt“ geben. Nun, die Stadt habe ich gefunden, wo das charmante war, hat sich mir leider nicht erschlossen. Es war ein typischer Flop, ein langweiliges Städtchen, langgezogen am Ufer eines Flusses bepackt mit Fischerbooten. Schade um die 30 Meilen Umweg. Aber hey – auch das muss mal drin sein. Von Steinhatchee aus bin ich dann endgültig über Ocala zurück nach New Smyrna Beach gefahren.
Morgen, bzw. heute mache ich mich mit meinem inzwischen wohlbehalten angekommenen Söhnchen auf nach Key West. Eine für mich völlig andere Richtung, aber mein Sohn möchte gerne dorthin und dann machen wir das auch – eh klar. Ich werde berichten!