Juli 1 2014
Edison & Ford Winter Estates, Ft. Myers
Im Süden haben mich schon länger die Inseln Sanibel- und Captiva Island interessiert. Neugierig gemacht von meinem konventionellen Reiseführer (ich hab‘ auch noch einen schrägen 🙂 ), wollte ich mir die Inseln also anschauen. Es werden Traumstrände mit Unmengen Muscheln und schönen Buchten versprochen. So habe ich also den langen Weg auf mich genommen und bin die 260 Meilen gefahren. Wie ich ja schon öfters erwähnt habe, habe ich mit dem Süden so meine Probleme. Die Fahrt war anstrengend, im Großraum Orlando ein Stau nach dem anderen und weiter unten auf Höhe der Tampa Bay wars auch nicht besser.
Entsprechend „angefressen“, bin ich schließlich an der Brücke nach Sanibel auch noch um $6,00 (!) Maut erleichtert worden, was meine Laune nicht gerade verbessert hat. Aber das Maß zum Überlaufen brachten dann die beiden Inseln. Von wegen Schönheit, Strände, Muscheln et c. ich bin ca. 45 Minuten auf beiden Inseln rumgefahren und habe das Meer – ausser von der Brücke aus – kein einziges mal gesehen. Die Inseln sind restlos zugebaut, Hotel reiht sich wieder einmal an Hotel, an B&B und an Privathäusern. Ohne Zwischenraum hat man hier keine Chance zum Strand zu kommen. Auf der Strasse parken geht nicht, es ist schlicht verboten und es gäbe auch keinen Platz dafür, da die Strassen relativ eng sind. So bleiben dem Strandgänger nur die wirklich wenigen, kostenpflichtigen Parkplätze, die a) überfüllt sind und b) nette 500 – 800 Meter vom Strandzugang entfernt sind. Das war mir zu blöd.
Die Inseln haben mich also sehr enttäuscht, da hilft auch die Vorschrift nichts, die da sagt, Gebäude dürfen nur so hoch wie die Baumwipfel gebaut werden. Das gibt den Inseln von weitem (Brücke) zwar den Anschein relativer Abgeschiedenheit, aber wehe dem, der genauer hinschaut. Wen wundert es da, dass ich nach kurzer Zeit wieder abgehauen bin?
Da ich schon mal in der Gegend war und die weite Fahrt nicht völlig umsonst gemacht haben wollte, bin ich noch nach Fort Myers – das auf dem Weg liegt – gefahren. Ziel war dort das Edison & Ford Winter Estate, die Häuser und Gärten der bekannten Industriellenfamilien. Die beiden waren dicke befreundet und haben sich in netter Nachbarschaft zwei sehr schöne Häuschen hingebaut. Ich sage „Häuschen“, weil sie im Vergleich mit anderen Industriellen (Flagler et c.) geradezu schlicht und bescheiden sind. Ford und Edison hatten noch einen dritten Kumpel, Frank Seiberling, der seine Firma nach Charles Goodyear, dem Erfinder des vulkanisierten Gummi’s benannte. Ein selbstbefruchtendes Trio sozusagen. Edison, mit seinen mehr als 1000 Patenten lieferte die Elektrik, Goodyear die Reifen und Ford baute die Autos. Edison war übrigens der Gründer der Firma „General Electric“, das nur der Vollständigkeit halber.
Die Anwesen liegen natürlich sehr schön am Caloosahatchee River und waren zugleich botanischer Garten und Entwicklungslabor für Edison. Der Mann war ein absoluter Tausendsassa, von Kindermöbeln über Hauselektrik, Latex Extraktion, Kinoprojektoren, Batterien, Telekommunikation, ja sogar Zement und Eisenerzverarbeitung waren nur Teil seiner Forschungen. Als genialer Botaniker legte er um sein Haus einen einzigartigen botanischen Garten an, der von der Mysore Feige, riesigen Mango Bäumen und einen gigantischen Banyan Tree alle nur erdenklichen exotischen Pflanzen enthält.
Das Museum ist sehr interessant, eine große Bandbreite der Exponate lässt Edison’s Genie erahnen. Natürlich darf die Erfindung, die man sofort mit seinem Namen in Verbindung bringt nicht fehlen, die Glühbirne. Hier gibt es Muster eines jeden Entwicklungsstadiums zu sehen, von der Kohlefadenlampe bis zur Wolframwendel ist alles da. Man kann fast alle diese Lampen leuchten sehen, nur leider die zwei interessantesten nicht. Eine 75.000 Watt Birne und eine 55.000 Watt starke. Ich hab‘ den Schalter gesucht, aber es war keiner da 😉 Man kann hier locker einen ganzen Tag verbringen, es gibt sehr viel zu sehen und die $20,00 Eintritt sind es wirklich wert. Das hat mich dann doch für meine Enttäuschung etwas entschädigt, wiewohl ich das Ganze schon kannte, ich war vor gut 20 Jahren schon mal hier.
Noch ein Wort zum Abschluss. Das war nun leider mein letzter Bericht, morgen fliege ich wieder nach Hause. Die Zeit hier war sehr schön, aufregend und interessant, ich habe viel gesehen, noch mehr gelernt und habe nun ein zwar geteiltes (Central- und Nordflorida vs. Südflorida), aber trotzdem sehr genaues Bild der Halbinsel. Ich habe zudem festgestellt, dass mir diese Art zu schreiben sehr viel Spass gemacht hat und hoffe, dass es bei allen die mitgelesen haben genau so war. Generell hätte ich mich über mehr Resonanz gefreut, aber – man kann ja nicht alles haben! In diesem Sinne sage ich „ab nach Hause und Pläne machen“ 🙂 Bleibt gesund und fröhlich, das Leben ist kurz…