Mai 10 2014
Pensacola – Port St. Joe
Diese 142 Meilen zählen zu den landschaftlich schönsten, die ich hier bisher gesehen habe. Wer meinen Blog mitliest weiss, dass ich Einsamkeit und Naturbelassenheit sehr schätze und von beidem gibt’s hier eine ganze Menge. Ich verliess also Pensacola Richtung Osten über die drei Meilen lange Pensacola Baybridge die zum kleinen, eher nichtssagenden Urlaubsort Gulf Breeze führt. Von hier kann man dann entweder auf dem Highway 98 / 30 oder über die Bob-Sikes-Bridge auf der 399 weiterfahren. Wobei die 399 die wesentlich schönere Strecke ist, führt sie doch vom Pensacola Beach zum Santa Rosa Sound und Santa Rosa Island. Dieser äusserst schmale, ca. 40 Meilen langgezogene Inselstreifen gehört wohl zum schönsten und spektakulärsten Küstenstreifen der USA – zumindest was ich bisher gesehen habe – und das ist nicht wenig.
Man sollte dabei nicht vergessen, dass am 20. April 2010 nicht weit von hier im Mississippi-Delta die Tiefbohr-Plattform „Deepwater Horizon“ explodierte. Viele Millionen Barrel Rohöl flossen damals in den Golf und verseuchten das Meer für lange Zeit. Teerklumpen und riesige Öllachen verschmutzten Wasser und Strände derart, dass sämtliches maritime Leben gefährdet war. Dass das Baden für längere Zeit verboten werden musste, war noch der geringste Schaden. Nach 87 Tagen schaffte man es dann endlich das Leck zu Kapseln. BP, die Eigner der Plattform mussten insgesamt $ 42 Milliarden für den Schaden bezahlen. Davon ist glücklicherweise nichts mehr zu sehen, die ehemals reichen Fisch-, Shrimp- und Austernbestände haben sich jedoch bis heute nicht vollständig erholt.
Blendendweisse, feinsandige Strände, deren mit harten Gräsern und Seaoats bewachsene Dünen vielen bedrohten Vogelarten und Schildkröten Schutz und Nistplatz bieten, ziehen sich kilometerlang einsam dahin. Kobaltblaues, in den flacheren Zonen smaragdgrünes Wasser bildet einen großartigen Kontrast zu den weissen Stränden. Klugerweise hat die dortige Parkverwaltung die einzige Strasse so angelegt, dass man zwar durchaus parken und den Tag am Strand verbringen kann, aber nur abschnittsweise. Alle paar Meilen steht dafür ein ausreichender Parkplatz zur Verfügung jedoch Gedränge entsteht hier keins, man sieht nur vereinzelt Fahrzeuge. Zwischendrin kann man nicht parken, da kein Seitenstreifen vorhanden ist und im (tückischen) Sand willst Du nicht ernsthaft parken, zudem das teuer werden kann.
Auf der 98 ging es gemächlich weiter über die sogenannte „Emerald Coast“ nach Destin und Miramar Beach. Die Strasse führt dann etwas abseits vom Meer weiter durch den schönen und einsamen Deer Lake State Park bevor man sich am Powell Lake entscheiden muss, ob man die Scenic Route 30A oder die 30 fährt. Mir wurde wärmstens die 30A empfohlen, die ich dann auch ein ganzes Stück gefahren bin. „Irgendwann drehst du“ sagt plötzlich mein türkischer Navi-Sprecher (er heisst bei uns Herr Gedik 🙂 ) und Recht hat er. Villa reiht sich an Villa, kleine, künstliche klinisch saubere, am Reissbrett zusammengezirkelte Orte mit securityguards, superteuren Boutiquen und Restaurants, schicke Golf- und Tennisplätze, nicht unbedingt my cup of tea. Daher – zurück und die 30 gefahren, die zumindest bis zum Gulf World Marine Park die eindeutig bessere Wahl war.
Langsam kommt man nun auf Panama City Beach und danach Panama City zu. Diese Gegend kann man getrost vergessen, aber leider nicht überspringen. Wer meinen Bericht über Daytona Beach gelesen hat, kann die Beschreibung nahtlos hier einfügen, nicht umsonst wird Panama City Beach auch „Redneck Beach“ genannt. Ich erspare mir und Euch mehr davon. Nach Panama City fährt man dann weiter, an der stark bewachten Tyndall Airforce Base vorbei, auf der immer noch sehr schönen, mit einsamen Traumstränden gesäumten 98 / 30 über Mexico Beach bis Port St. Joe. Mexico Beach war für mich eine Enttäuschung, zuviel Bebauung, zuviel Betrieb und Tourismus. Na ja, irgendwo müssen sie ja hin sage ich mir.
Im kleinen Hafen Port St. Joe habe ich dann im niedlichen, etwas in die Jahre gekommenen „Dixie-Belle-Motel“ übernachtet, privat von einem älteren Ehepaar geführt, aber liebevoll eingerichtet, sehr sauber und gepflegt. Da der Tag noch nicht zu Ende war, dachte ich, ich könne noch am nahen Strand den Sonnenuntergang am Golf fotografieren, was ich auch getan habe, aber er war es ehrlich gesagt nicht wert. Meiner Erfahrung nach sind Sonnenuntergänge bei lockerer Bewölkung wesentlich fotogener als bei makellosem Himmel.
Nach einer ruhigen Nacht bin ich früh um halbsieben losgefahren, um über Cape San Blas und Apalachicola dann (gezwungenermaßen) die Rückfahrt anzutreten. Aber nicht ohne in Wakulla Springs und Steinhatchee einen Zwischenstopp eingelegt zu haben. Mehr darüber im nächsten Bericht!
Mai 12, 2014 @ 14:09:42
Lieber Herr Hager,
die Bilder von Santa Rosa und Emerald Coast haben mich wirklich sehr beeindruckt. (der ‚emerald‘ ist mein Lieblingsstein!) Vielen Dank, dass Sie uns an Ihren Erlebnissen teilhaben lassen.
Ich freue mich schon auf Bilder von Key West (häufig in Schulbüchern zu finden)…..
Nun eine gute Zeit mit Hager Junior!
Viele Grüße aus München.
T. Diem
Mai 12, 2014 @ 14:13:43
Hallo Frau Diem,
danke für Ihre freundliche Nachricht. Es freut mich wirklich sehr, dass Ihnen die Bilder gefallen und ja, die Emerald Coast und Santa Rosa sind tatsächlich ein Traum. Ich hoffe natürlich in Key West wieder schöne Fotos zu schiessen und es ist mir ein Vergnügen „die Welt“ teilhaben zu lassen.
Mein Sohn ist gut angekommen, wir sind schon eifrig an der Planung für Key West. Ich werde berichten!
Herzliche Grüße,
Ira Hager und Sohn